- Seidenspinner
Seidenspinner, verschiedene Schmetterlinge der Spinnerfamilie, deren Raupen einen zur Herstellung der Seide (s.d.) dienenden Kokon spinnen, namentlich der gewöhnliche S. (Maulbeer-S., Bombyx mori L.), 40-50 mm spannend, gelblichweiß, mit blaßbräunlichen Querbinden und halbmondförmigem Fleck auf den Vorderflügeln, aus China stammend. Raupe (Seidenraupe, Seidenwurm [Abb. 1719 a]) durchschnittlich 6 cm lg., glatt, weißlich, hinten mit kurzem Horn, lebt auf dem weißen Maulbeerbaum; die eben aus den mohnkorngroßen, scheibenförmigen Eiern (Grains, Graines) ausgekrochenen Räupchen sind braun, häuten sich bis zur Verpuppung (in sechs Wochen) viermal, spinnen sich dann in ein glattes, ovales Gespinst (Kokon) ein, worin sie sich verpuppen [b Puppe im geöffneten Kokon]. Der den Kokon bildende Seidenfaden ist etwa 1000 m lg.; nach seiner Farbe unterscheidet man die Raupen in Gelbspinner, Weißspinner, Grünspinner. Der Schmetterling [c Männchen, d Weibchen] schlüpft nach 2-3 Wochen aus, das Männchen stirbt bald nach der Begattung, das Weibchen, nachdem es 200-300 Eier an die Stämme des Maulbeerbaums gelegt hat. Seidenzucht (Seidenbau) wird in besondern großen Zuchtanstalten oder als Nebenindustrie in Häusern getrieben; die Raupen werden mit Laub des Maulbeerbaums gefüttert. Zum Einspinnen und Aufhängen der Kokons wird ein Spinnwald oder Spinnhütten aus Reisig etc. errichtet; die Puppen, deren Kokons Seide liefern sollen, werden 10 Tage nach dem Einspinnen durch Hitze getötet, die schönsten aber zur Nachzucht benutzt. Zahlreiche Krankheiten der Raupen beeinträchtigen die Zucht, so: Gelb- oder Fettsucht, Schlafsucht etc., vor allem aber Muskardine (s.d.) und Gattine (s.d.). – Andere S. sind der Joree-S. (Bombyx religiōsae) in Assam, der nordamerik. Eichen-S. (Attăcus Polyphēmus), der japan. Eichen-S. (Attăcus Yamamaï oder Yama-mayu) und der Ailanthusspinner (Saturnĭa Cynthĭa), auf Ficus, Eiche, Ailanthus etc. lebend. – Vgl. Weißweiler (1875), Brinckmeier (2. Aufl. 1886), Bolle (1893 u. 1898), Völschow (1902); Krankheiten: Bolle (1874).
http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.